Zeit zum Gespräch

Während der Offenen Kirche nehmen sich ehrenamtliche Seelsorger*innen Zeit zum Reden und Zuhören. Einer von ihnen ist Alexander Karg. Hier erklärt er, warum er sich in dieser Form engagiert.

»Ich bin ein reicher Mensch und möchte etwas abgeben von dem, was mir wertvoll ist«, sagt Alexander Karg. Der ruhige, sympathische Mann ist einer von acht Ehrenamtlichen, die in der Frauenkirche als Seelsorger tätig sind. Wertvoll, das ist dem Vater dreier erwachsener Kinder vor allem Zeit. Kaum mag man glauben, dass der deutschlandweit eingesetzte Bauingenieur gerade sie teilen kann. »Ich halte es da mit einem Bibelvers aus dem Lukasevangelium: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern (Lukas 12,48).«

Warum er sich speziell im Bereich der Seelsorge engagiert? Alexander Karg atmet tief ein und erklärt ruhig. Das hänge mit seinen eigenen Lebenserfahrungen zusammen. Er selbst habe ganz bittere Lebenserfahrungen gemacht. Doch ich hatte Beistand. »Ich erinnere mich an einen Gottesdienst, der die Initialzündung gab. Am Abend zuvor war ich wirklich am Ende gewesen. Und nun saß ich im Kirchgestühl und hörte die Pfarrerin sagen, dass Gott manchmal einen Menschen schickt, der die Hilfe bringt, an die man nicht mehr geglaubt hat. Der den Spieß umdreht. Genau das hatte ich in der Nacht zuvor erlebt! Meine Schwägerin hatte sich Zeit genommen, mir zugehört. Das gab den Anstoß zu sagen: Ich habe dieses Geschenk bekommen, jetzt gebe ich wieder ein Stück davon ab.«

Für andere und für sich

Es ist ein kirchlicher Feiertag, an dem er diese Worte spricht. Den könnte er auch zu Hause verbringen, sich erholen vom Stress des Alltags. Doch gerade solche freien Tage nutze er für seine Frauenkirchenzeit. Unter der Woche ist er dann doch zu gebunden für zwei Stunden Ehrendienst.

Auch wenn der Kirchraum momentan gut gefüllt ist, sucht gerade kein Besucher das Gespräch mit dem Seelsorger. Für Alexander Karg kein Grund zur Unruhe. »Wenn ich hier allein sitze, dann ist es eben eine stille Zeit für mich«, sagt er voller Zufriedenheit. Doch kaum hat er den Satz beendet, tritt eine junge Frau an ihn heran. Sie habe gehört, dass man sich hier einen Segen zusprechen lassen könne. Es ist der Beginn eines halbstündigen Gespräches, das beide in der ruhigen Atmosphäre der Taufkapelle führen werden.